Wasserversorgung im Jahr 1890, Brunnen im Fliegenhof in Süßen.

Vom Pumpbrunnen zur Pumpstation - ein Rückblick

Fließendes Wasser in Haus und Stall, in Werkstätten und Betrieben ist heute eine Selbstverständlichkeit, doch erst seit dem 17. Dezember 1909 fließt es aus den Leitungen der Eislinger Wasserversorgungsgruppe.

Aus heutiger Sicht erscheint dieses Datum bedeutsam für alle weiteren Entwicklungen den Vorstandsgemeinden. Es hat einige Zeit gedauert, bis dieses Gemeinschaftswerks endlich zustande kam. Immerhin hatten schon viel höher gelegene Orte durch die Alb-Wasserversorgung ihr fließendes Wasser, und Oberamtmann Hasel aus Geislingen bemerkte in einer Zusammenkunft am 10. Juli 1908, dass in seinem Bereich des Oberamts Geislingen schon fast alle Orte mit Wasser versorgt seien - außer Nenningen, Groß- und Kleinsüßen. Im Göppinger Oberamt, dem damals Dr. Schönemann vorstand, war die Trinkwasserversorgung zu jener Zeit zwar noch nicht so optimal gelöst, aber kleinere Gemeinden als die des mittleren Filstals hatten schon einige Jahre ihre Trinkwasserversorgung. Zu den Pionieren der zentralen Wasserversorgung gehört also die ,,Eislinger Gruppenwasserversorgung" sicher nicht, und es stellt sich die Frage, weshalb man gerade in ihrem Bereich so lange zuwarten konnte.

Wasser im kleinen Dorf

Als die Filstalorte zwischen Süßen und Eislingen noch kleine Siedlungen ohne Industrie und mit recht bescheidenen Einwohnerzahlen waren, bereitete die Wasserversorgung kaum Schwierigkeiten. Die Fils, ihre Mühlbäche und kleineren Nebenflüsschen führten bis ins 19. Jahrhundert klares Wasser, das für die häusliche Wäsche, für das Tränken und Reinigen des Viehs, ja sogar zum Baden an vielen Stellen genützt werden konnte. Für das häusliche Trink- und Brauchwasser sorgte der relativ Konstante Grundwasserspiegel der Kiesschichten in den Talauen der Fils. Man brauchte nicht tief zu graben, um direkt bei jedem tiefer gelegenen Wohnplatz den eigenen Brunnen zu haben. Zunächst waren es Schöpfbrunnen, später dann Pumpbrunnen, oft sogar mit Zuleitungen in die Wohngebäude und Ställe. Auch kannten allerorts die Bewohner gute und ausdauernde Quellen, die vielfach genutzt wurden. Die Wasserversorgung war also bis weit ins 19. Jahrhundert hinein mehr oder weniger eine private Angelegenheit.

Öffentliche Brunnen eine Belastung

Natürlich gab es in den Verbandsgemeinden früher auch öffentliche Brunnen, die von den Gemeinden unterhalten wurden. Doch in den Protokollen zeigt sich die Tendenz, dass die Gemeinden auf diese Dorfbrunnen keineswegs besonders stolz waren, sondern weit häufiger nach privaten Trägern und Nachbarschaften suchten, um den kostenträchtigen Aufwand loszuwerden. Die Gemeinden engagierten sich meist nur dann, wenn ärmere Nachbarschaftsbereiche oder gemeindeeigene Gebäude mitversorgt wurden. So bestanden öffentliche Brunnen in Kleineislingen um 1875 bei der Obermühle, beim Rathaus, bei Bauer Links Hof und in der Käppelinsgasse, oder heutigen Schulstraße. Im alten Großeislingen sind öffentliche Brunnen beim Rathaus mit der evangelischen Schule, bei der Katholischen Schule nahe der Markuskirche und beim Gemeindebackhaus in der Ebertstraße überliefert. Alte Wasserleitungen waren eine Seltenheit. Wiederholt kamen bei Grabarbeiten im südlichen Eislingen, erstmals 1852 und bis in jüngere Zeit, Teucheln (durchbohrte eichene Holzstämme) zutage, die als Teile einer Wasserleitung vom Albersbronnen (beim Ried) bis zum Kirchplatz gelten, die schon kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg entstanden sei.

Trotz solcher vereinzelter Gemeinschaftslösungen war die Wasserversorgung bei der geringen Einwohnerzahl bis ins 19. Jahrhundert keine allgemein anerkannte und übernommene kommunale Aufgabe.

Industrialisierung und Bevölkerungszunahme

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kündigen sich im mittleren Filstal Veränderungen an. Mit der Ansiedlung von Fabriken vergrößern sich die Einwohnerzahlen sehr rasch und außergewöhnlich. Es wurde mehr und enger gebaut, mehr Häuser, mehr Brunnen - aber auch mehr Abortgruben. So finden sich nun vermehrte Klagen, ein Brunnen so unbrauchbar geworden. Damit belebt sich allmählich der Gedanke und Wunsch, örtliche Wasserversorgungen zu schaffen, zumal private Unternehmen schon vor der Jahrhundertwende den Gemeinden die Einrichtung von Licht und Wasser anboten.

So beschäftigten sich die beiden Eislinger Orte im August/September 1899 mit der Frage, ob Sie nicht ,,gemeinschaftlich mit Salach ein diesbezügliches Werk erstellen sollen". Die Anregung dazu ging, wie oft dann auch später, von der Gemeinde Salach aus. Schultheiß Vogel unterbreitete damals sogar den Vorschlag, die drei Gemeinden könnten die damals feile Krum'sche Fabrik später Lutz & Fenchel aufkaufen, dort gebe es einen Brunnen mit 20 Sekundenlitern und Wasserkraft für die Pumpen. Für eine öffentliche Wasserversorgung waren die Bürgerlichen Kollegien (Gemeinderat und Bürgerausschuss) damals noch nicht zu gewinnen, weshalb die Sache aufgegeben wurde.

Ein neuer Anlauf

Trotzdem haben die Ortsvorsteher in allen drei Gemeinden, den Gedanken an eine öffentliche Wasserversorgung in den folgen der Jahren nie aus dem Sinn verloren. Nach einem außergewöhnlich trockenen Sommer und einem verheerenden Brand in Ilsfeld verweist Schultheiß Vogel seine Gemeindevertreter nach einem vergeblichen Appell schon im Januar erneut und mit aller Dringlichkeit am 12. August 1904 auf die Bedeutung einer zentralen Wasserversorgung, erlangte aber keine Zustimmung.

Am 6.Septemeber 1904 wendet sich Schultheiß Kaiser von Salach mit einem Schreiben an die beiden Eislinger Gemeinden, die Erstellung einer gemeinsamen und ausreichenden Wasserversorgung ernstlich in Erwägung zu ziehen. In Klein- Eislingen war man der Sache nicht abgeneigt, zumal dieses Problem auch bei der letzten Gemeindevisitation moniert worden war. Der Staat Württemberg war bereit, die Kosten für die Pläne und Voranschläge zu übernehmen, wenn sich die Gemeinden innerhalb von drei Jahren für die Ausführung des Projekts entschieden. Schultheiß Vogel stieß bei den Großeislinger Gremien auf Schwierigkeiten, obwohl gerade er immer wieder auf die gesundheitsschädliche Qualität des Brunnenwassers aufmerksam machte. Es wurde zwar in Kleineislingen eine beratende und prüfende Kommission gebildet, doch als am 12.Dezember 1904 über den Antrag zur Errichtung einer Wasserversorgung abgestimmt wurde, gab im Gemeinderat bei Stimmengleichheit nur der Stichentscheid des Bürgermeisters den Ausschlag, und der Bürgerausschuss versagte diesem Gemeinderatsbeschluss mit 6:2 Stimmen seine Billigung.

Nicht wasserscheu, sondern schuldenscheu

Die drei Gemeinden stellten zwar in Stuttgart einen Antrag auf Ausarbeitung von Plänen für eine Wasserversorgung, doch wie nach dem Großeislinger Abstimmungsergebnis nicht anders zu erwarten, kamen die Akten anfangs 1905 zurück mit dem Vermerk, dass die Angelegenheit beruhen müsse, solange sich die Kollegien von Groß-Eislingen nicht zur Tragung der sie betreffenden Kosten entschließen können". In einer gemeinsamen Sitzung von Gemeinderat und Bürgerausschuss am 16.Februar 1905 setzte sich Schultheiß Vogel nochmals mit allen seinen Argumenten für eine gemeinsame Wasserversorgung ein. ,,Die Mehrzahl der hiesigen Brunnen enthalte nach den angestellten chemischen und bakteriologischen Untersuchungen größere Mengen von Ammoniak, salpetrige Säure und sonstige gefährliche Substanzen. Die meisten Brunnen befinden sich in unmittelbarer Nähe schlecht oder nicht gemauerter Jauche-, Abort- und Düngergruben, so dass sich deren Inhalte in dem porösen Kiesboden vielfach ganz naturgemäß in die tiefer gelegenen Brunnen ergieße. Er bitte die Kollegien dringend, wenigstens doch die Kosten für die Pläne zu bewilligen (eigentlich nur vorab einmal anzuerkennen) zu wollen, damit Großeislingen als größte Landgemeinde des Bezirks andern, kleinen und finanziell schlimmer gestellten Gemeinden gegenüber, die schon längst Wasserleitungen haben oder zur Zeit bauen, nicht blamiert sei. Aus der Mitte des Kollegiums wurde erwidert, dass die Kollegien und die Bürgerschaft nicht wasserscheu, sondern schuldenscheu sei. Immerhin kam es nun jedoch zu einem positiven Beschluss. Bei Stimmengleichheit im Gemeinderat gab zwar wieder der Stichentscheid des Ortsvorstehers den Ausschlag, doch nun erteilte der Bürgerausschuss mit 7:2 Stimmen sein Einverständnis. Daraufhin sagte Stuttgart die Vorplanung zu, vorausgesetzt dass die drei Gemeinden ausreichende Wasservorkommen nachweisen konnten.

Mit Pfarrer Dr. Engel auf Wassersuche

Diese Vorbedingung war den drei interessierten Gemeinden Salach, Klein- und Großeislingen von jeher bekannt, weshalb ihre noch stärker interessierten Ortsvorsteher in jenen Jahren auf ständiger Wassersuche waren. Ende September 1904 waren die Vertreter wieder einmal zusammengekommen (inzwischen hatte sich auch Klein-Süßen angeschlossen), um das Gelände bei Eislingen, Salach und Süßen zu besichtigen. ,,Der bekannte Geologe Pfarrer Dr. Engel, welcher auch dabei war, äußerte sich dahin, dass gutes Quellwasser in der Gegend von Weißenstein zu finden sei, worauf andern Tags die beiden Ortsvorsteher von Groß- und Klein-Eislingen sich nach Weißenstein begaben und dort nach langem Suchen in der Glasklinge bei Degenfeld (200 Meter über Eislingen gelegen) solche Wassermengen gutes reines Quellwasser entdeckten, dass damit sämtliche Gemeinden von Weißenstein bis Eislingen versorgt werden könnten." Am 11.Oktober 1904 kam der Staatstechniker für Wasserversorgung, Oberbaurat Ehmann, aus Stuttgart nach Eislingen und Salach, um ebenfalls das Gelände nach Wasser abzusuchen. Nach seiner Ansicht sollte man das Weißensteiner Projekt ,,als zu teuer fallen lassen". Nach langem Suchen auf den Markungen Salach, Süßen und Kleineislingen gelangte die Kommission schließlich zum Gelände beim Hohlen Gumpen in Großeislingen. Dort hatte schon im Jahre 1900 die Stadt Göppingen ,,mit gutem Erfolg Bohrversuche nach Wasser angestellt, und dieses Terrain hielt der Staatstechniker für ganz besonders wasserreich". Erneute und ausgedehntere Probegrabungen sollten dies noch bestätigen. Doch dabei blieb es. Auch der erneute Anlauf zur Schaffung einer gemeinsamen Wasserversorgung war erfolglos. ,,Seitens der Gemeinden war noch kein ernstlicher Wille zum Bau einer Wasserleitung vorhanden."

Langer Weg zur Einigung

Nach mehrjähriger Pause war es im Februar 1907 wieder die Gemeinde Salach, welche die Schaffung einer Gruppenwasserversorgung zusammen mit Groß- und Kleineislingen sowie Groß- und Kleinsüßen anregte. Schultheiß Kaiser von Salach befasste sich bereits vorsorglich mit dem Kauf von sechs Quellen bei Unterweckerstell / Gemeinde Donzdorf. Spätere Messungen ergaben jedoch, dass diese nicht einmal für eine Gemeinde ausreichen würden. Immerhin standen die beiden Eislinger Gemeinden diesem erneuten Anlauf zur Schaffung einer Wasserversorgung ,,sehr sympathisch" gegenüber, während sich die Süßener Gemeinden zunächst ablehnend verhielten.

Das Jahr 1907 brachte nun - zum Glück - einen Sommer mit anhaltender Trockenheit. Viele Brunnen versiegten. Die Stimmung für eine Wasserversorgung war günstig. So beschloss Groß-Eislingen am 18.November 1907, alsbald im Gewand Wasserfurche und Hohlengumpen Bohrversuche nach Wasser anzustellen, davon aber das Königliche Bauamt zunächst noch nicht zu unterrichten. Erst drei Monate später kam Bauinspektor Groß aus Stuttgart, bestätigte ganz bedeutsame Wassermengen in diesem Bereich und regte in seinem Bericht an das königliche Ministerium des Inneren eine Gruppenwasserversorgung an.

Am 13.Juni 1908 trafen sich Vertreter der interessierten Gemeinden in der ,,Krone" zu Salach unter Vorsitz von Dr. Michel vom Innenministerium. Groß- und Kleineislingen sowie Krummwälden traten vorbehaltlos für eine Gruppenwasserversorgung ein. Salach erbat 14 Tage Bedenkzeit. Kleinsüßen hätte gerne mitgemacht, doch ohne Salach und Großsüßen wäre ein Anschluss zu teuer gekommen. Holzheim hatte noch Vorbehalte. Hohenstaufen wurde ein Anschluss als Abnehmergemeinde zugesichert, wenn es die Leitungskosten selbst trage. Als sich die Gemeindevertreter am 10. Juli 1908 zu weiteren Konstituierungsverhandlungen im ,,Ritter' zu Großeislingen trafen, zeigt sich ein ähnlicher Stand der Bereitschaft. Salach aber tendiert jetzt plötzlich zu einer eigenen Wasserversorgung. Bis zum 1. September 1909 sollten sich die Gemeinden entschieden haben.

Ein Brand macht alles klar

Die Entscheidungen während der Denkpause beschleunigten sich durch einen an sich weniger erfreulichen Impuls: Am 19.Juni 1908 brannten in der Gemeinde Großsüßen fünf Häuser ab. Der Wassermangel war groß. Schon am 24. Juli 1908 beschlossen Gemeinderat und Bürgerausschuss von Großsüßen den Beitritt zur Eislinger Gruppe. Damit konnte sich auch der Wunsch von Kleinsüßen auf einen Anschluss erfüllen, und jetzt hatte auch Salach keine Vorbehalte mehr. Im ,,Ritter zu Großeislingen versammelten sich am 13. Oktober1909 die Vertreter der bürgerlichen Kollegien aus allen Verbandsgemeinden und beschlossen die Satzung der Eislinger Wasserversorgungsgruppe". Erfasst wurde ein Gebiet mit 12174 Einwohnern: Großeislingen 3186, Kleineislingen 2941, Krummwälden 189, Salach 2129, Großsüßen 1806, Kleinsüßen 603, Näherhöfe 18, Holzheim 1304. Hohenstaufen kam als Abnehmergemeinde mit einer besonderen Hochdruckleitung hinzu.

Schon am 19. Oktober 1908 erfolgten aufgrund der beschlossenen Satzung die Wahlen. Vorsitzender wird Schultheiß Julius Vogel von Großeislingen, sein Stellvertreter Schultheiß August Umgelter von Kleineislingen, Verbandsrechner wurde Sparkassenverwalter Wiest von Kleineislingen. In den Verwaltungsausschuss, der von nun an alle finanziellen und technischen Entscheidungen zu treffen hat, werden die Ortsvorsteher der übrigen Verbandsgemeinden gewählt, die Schultheißen Kaiser von Salach, Ott von Großsüßen, Kübler von Kleinsüßen, Brielmaier von Holzheim und Anwalt Dangelmaier von Krummwälden.

Auf, ans Werk!

Das Königliche Bauamt für das Wasserwesen hatte Planungen und Voranschläge mit Angeboten für alle Einrichtungen der neuen Wasserversorgungsgruppe bestens vorbereitet, als in Anwesenheit von seinem Vorstand Bauinspektor Groß der Verwaltungsausschuss am 3. November 1909 die Aufträge mit teils beachtlichen Angeboten vergab. Soweit möglich wurden für die Leitungsnetze, die Hochbehälter Eislingen, Salach, Süßen und Holzheim ortsansässige Unternehmen berücksichtigt. An der Sickerungsanlage arbeitete bereits die Firma Josef Grupp. Anhaltende Trockenheit und ein langer Winter verminderten den Grundwasserzufluss auf ein außer- gewöhnliches Minimum von nur noch 15 Sekundenlitern. Deshalb folgte der Verwaltungsausschuss gerade noch rechtzeitig einer Empfehlung des Königlichen Bauamts, die zunächst mit 194 Meter Länge geplante Sickerungsanlage um weitere 240 m bis zur Salacher Straße zu verlängern und dort auch den Hauptschacht und die Pumpstation zu erstellen. Als die Endabrechnung der Eislinger Wasserversorgungsgruppe vorliegt, belaufen sich die Gesamtaufwendungen auf 802 800 Mark, das sind 65,95 Mark je Einwohner aller Verbandsgemeinden. Die Gemeinden zahlten gesondert für die Hausanschlüsse (Gesamtkosten 157 736,95 Mark) und Hohenstaufen 66 191 Mark für seinen Anschluss. Den Aufwand für die Planung und Voranschläge in Höhe von 20672,96 Mark hatte die Staatskasse übernommen. Die Verbandsgemeinden entrichteten ihre ratenmäßigen Anteile ohne Verzögerung, wodurch die von Rechner Wiest vorbildlich geführte Verbandskasse stets flüssig war.

Die erste Pumpstation

Umsichtig und für die Zukunft hatte die Gruppe beim Geländeerwerb für die Pumpstation gehandelt, deren Standort durch die Verlängerung der Sickeranlage verkehrsgünstig an der Salacher Straße vorbestimmt war. Für das Gebäude der Pumpstation hatte Bauinspektor Groß in seinem Amtsbereich einen Wettbewerb veranlasst, bei dem 14 Entwürfe eingingen, alle von Technikern des Königlichen Bauamtes, chiffriert - wie sich bei der Entscheidung am 17. Februar 1909 zeigte - mit beziehungsvollen Titeln. Der 1. Preis mit 120.- Mark fiel auf Projekt ,Am Brünnele" (Bulser), zwei 2. Preise mit je 100.- Mark auf die Entwürfe ,,Hier wird gepumpt" (Gürrbach) und ,,Auf freiem Feld' (Bühler) und ein 3. Preis auf "Im schönsten Wiesengrunde" (Ellwanger). Das Königliche Bauamt wurde beauftragt den endgültigen Planungen die Entwürfe Bulser und Gürrbach zugrunde zu legen. Die Arbeiten am Rohbau der Pumpstation begannen im Frühjahr 1909, und schon am 19. Juli desselben Jahres vermeldet das Protokoll eine Besichtigung ,,der im Bau begriffenen Pumpstation". Am gleichen Tage wurden die Ausbauarbeiten vergeben, meist an Handwerker aus Eislingen und Salach, von denen mancher seine Ehre daran setzte, bei diesem Werk mitzuarbeiten. Namen, wie Josef Merk, Heinrich Bühne, Bernhard Mangold, Wilhelm Dürr aus Eislingen oder Paul Rieker, Maler Fähnle und Ziegler Vetter aus Salach erinnern an eine alte und gute Handwerkertradition.

Aus dem Baugesuch von 1910: "Ansicht gegen Westen".

Mit Telefon und Fahrrad

Die Pumpstation der Eislinger Gruppe wurde ein Projekt nach dem modernsten Stand der Technik. Die Firma Deutz lieferte für 27700 Mark die gesamte Motorenanlage, die Maschinenfabrik Stuttgart-Berg für 21 500 Mark die Pumpen, jene für Hohenstaufen ausgenommen. Die Strom- und Lichtanlage kam für 1 578.- Mark von der Firma Siemens & Schuckert / Stuttgart. Eine Wasserstandsfernmeldeanlage wurde um 3211.- Mark von der Firma Siemens & Halske eingerichtet. Schon seit Februar 1909 war die Baustelle bei der Pumpstation an das Telefonnetz angeschlossen. Für den Bautechniker Braun bewilligte der Verwaltungsausschuss am 19.Juli 1909 ein ,,gutes Fahrrad bis zu 170.- Mark", das später der Streckenwärter verwenden sollte. Als die Arbeiten an der Pumpstation so weit fortgeschritten waren, dass der Einbau des maschinellen Teils bevorstand, beschloss der Ausschuss am 20. September 1909 die Ausschreibung der Personalstellen. Für den Maschinenwärter gingen 53 Bewerbungen ein; gewählt wurde der Schlosser Sebastian Schmid aus Salach, der seinen Dienst am 3. November antrat. Als Hilfswärter wurde der Schlosser Jakob Maier aus Groß-Süßen gewählt.

Das Wasser läuft!

Im November 1909 wurden die fertigen Rohrnetze nach einer Anregung von Bauinspektor Braun vor der eigentlichen Inbetriebnahme ausgespült. Dies besorgte für 180.- Mark die Mauz'sche Brauerei in Holzheim, wobei pro Kubikmeter Wasser aus dem Brauereibrunnen 15 Pfennige verrechnet wurden. Der 17. Dezember 1909 war der ,,große Tag", an dem erstmals Wasser aus den Leitungen floss. Am 4.Januar 1910 hält das Protokoll fest: "...und seither funktioniert die Wasserleitung tadellos!" Nun ging es darum, ,,dieses großartige Werk, welches für die beteiligten Verbandsgemeinden eine große Wohltat bedeutet, in würdiger Weise einzuweihen". Die Wahl fiel auf den 30. Mai 1910, weil an diesem Tag in Göppingen das Maienfest sei und in den Fabriken nicht gearbeitet werde. Ein Ausschuss sollte Programm und Festschrift vorbereiten. Der Vorsitzende Vogel und sein Vertreter Umgelter fuhren nach Stuttgart, um Staatsminister Dr. von Pischeck persönlich zu den geplanten Festlichkeiten einzuladen. Doch wie das Protokoll später vermeldet, fiel das Wasserfest im wahrsten Sinne des Wortes ,,ins Wasser" und damit aus.

Doch noch eine Feier!

Nun konzentrierten sich alle feierlichen Absichten auf die formelle Übergabe der Gruppenwasserversorgung, die für den 21 Juni 1911 vorgesehen wurde. Der Staatsminister erschien zwar dazu nicht, doch immerhin Regierungsreferent Dr.Michel, der im ,,Adlersaal" zu Großeislingen in Anwesenheit der Gemeindekollegien, der Oberamtsvorstände Dr. Schönemann aus Göppingen und Neufer aus Geislingen sowie aller Ortsvorsteher den offiziellen Teil leitete. Besondere Anerkennung zollte er dem Einsatz des Gruppenvorsitzenden Schultheiß Vogel.

Es muss insgesamt eine schöne und gelungene Feier gewesen sein, wie aus dem Bericht im Göppinger ,,Hohenstaufen" Nr. 143/ 19091 zu entnehmen ist, wo es am Schluss heißt:

,,Es herrschte allseits köstlicher Humor. Gegen Abend, als die auswärtigen Herren uns verlassen hatten, begaben sich die Vertreter von Groß- und Kleineislingen, Holzheim und Kleinsüßen nach Kleineislingen wahrscheinlich in den ,,Hirsch', um dort bei einem Dämmerschoppen, der sich fast bis zur Mitternacht erstreckte, den Weiheakt zu beschließen."

Nach Protokollen und Veröffentlichungen zusammengestellt von Stadtarchivar Rainer Weiler